pmp Projekt GmbH    pmp Architekten

Familienzentrum Plus

Fertigstellung:2014
Bauherr:Allgemeiner Hannoverscher Klosterfonds
Baukosten:3.700.000,- Euro brutto
Leistungsumfang:LP 1–9

Städtebau

Die städtebauliche Zielsetzung des Beitrags ist die Entwicklung einer prägenden Gebäudeform, eines „Ankers“ in dieser durch Senkungen geprägten, von Verkehrs- und Parkflächen sowie einer disparaten Bebauung durchzogenen Leerstelle vor der Lüneburger Altstadt. Das Gebäude, das sich mit dem Hang verbindet, soll für seine Nutzer, Bewohner und Besucher eine Anmutung von Geborgenheit und Identität bieten.

Durch seine zusammenhängende Form – anstelle eines Gebäudeensembles – soll zudem das Projektziel einer gemeinsamen Arbeit beider Träger seinen baulichen Ausdruck finden.

Der große verglaste Haupteingang ist am Endpunkt der aus dem Stadtzentrum heraus-führenden Achse platziert und signalisiert als Kontrapunkt zur eher schützenden Gebäudeform Offenheit und Klarheit. Die drei Eingänge bilden eine klare Hierarchie, strukturieren drei Abschnitte und erlauben den Durchblick in den grünen Innenhof.

Die städtebaulichen Anforderungen der Hansestadt Lüneburg (Abstände, städtebauliche Kennzahlen) werden erfüllt. Als Fassadenmaterial ist ein hell geschlämmter rustikaler Ziegel mit geschossweiser Bänderung vorgesehen. Die Fenster liegen je nach Funktion in verschiedenen Ebenen.

Freiflächen

Die Lage des Gebäudes wurde so gewählt, dass sämtliche Bäume erhalten werden und eine vielfältige Spiellandschaft entstehen kann.

Der Entwurf einer Paralleldurchfahrt mit Parkmöglichkeiten vor dem Gebäude wurde aus dem Bebauungsplan übernommen, wobei die Parkflächen vor der Kita den Eltern als Kurz-haltebereich dienen sollen, bei einer Nutzungsänderung jedoch als reguläre Parkplätze nutzbar sind. Die schmale Dimensionierung und Pflasterung der Straße soll nur langsames Fahren im Schritttempo ermöglichen. Die Freiflächen vor dem Gebäude werden als grüne informelle Treffpunkte gestaltet werden. Hier sind auch ein Fahrradhaus und ein Haus für Kinderkarren angeordnet.

Die Strukturierung der rückwärtigen Spielflächen nutzt den bestehenden Geländeanstieg von etwa drei Metern, so dass miteinander verbundene aber trennbare Bereiche für Krippenkinder, Elementarkinder, Bewohnern und Beschäftigte entstehen können. Entlang der rückwärtigen Grenze ist die Pflanzung von Büschen und Obstbäumen geplant.

Gebäude

Das Gebäude soll innen Offenheit und Durchlässigkeit ausstrahlen, dabei aber den einzelnen Gruppen, Kitagruppen wie Bewohnern, gute Orientierung, Identität und die Möglichkeit der Abgrenzung gewähren. Es gliedert sich in drei Bereiche, unterbrochen durch die zwei gläsernen Gelenke, den Eingangsfoyers mit Galerien, Treppen und dem Aufzug.

Durch die Unterbringung aller Räume in einem Gebäude ist die Verzahnung der Kindertagesstätte mit den Angeboten des Fachdienstes Madonna sowie eine zukünftige flexible Nutzung des Raumangebots optimal möglich.

Das vorgegebene offenbar gut durchdachte Raumprogramm wurde genau umgesetzt, lediglich ein Behinderten-WC wurde ergänzt.

Das Haus ist komplett barrierefrei gestaltet. Die Hauptaufenthaltsräume sind an der süd-westlichen Gartenseite, Rückzugs- und Nebenräume straßenseitig angeordnet. Auf gebäudeinternen Lärmschutz wurde in der Grundrissplanung besonderen Wert gelegt.

Die Konstruktion wurde gemeinsam mit unseren Tragwerksplanern in Bezug auf die schwierige Gründungssituation, Kostenoptimierung und Nachnutzung entworfen. Es wird ein Massivbau mit Betondecken vorgeschlagen. So kann auch der Schallschutz zur vielbefahrenen Straße gut erreicht werden.

Familie +

Das einladende Foyer als zentraler Informations- und Treffpunkt ist als Halle gestaltet, über die alle Angebote gut erreichbar sind. Folgerichtig sind Elterncafé, Beratungs- und Therapieräume direkt hier angesiedelt. Die Galerie über dem Foyer dient als einladender Aufenthaltsbereich für Nutzer und Beschäftige beider Einrichtungen.

Das Elterncafé als Multifunktionsraum ist teilbar und kann für Veranstaltungen weit in das Foyer geöffnet werden.

Wohnungen

Die unterschiedliche Lage der Einzelwohnungen auf drei Geschossen basiert auf trägt unserer Erfahrung Rechnung, dass die Bedürfnisse nach Gemeinsamkeit oder Rückzug in der Zielgruppe sehr verschieden sind. Intern wurde versucht, gute Wohnungen für Mütter und kleine Kinder zu entwickeln. So wurden Badewannen statt Duschen und Küchen mit kleinen Essplätzen geplant. Die Dachterrassen dienen als direkt erreichbare sichere, auch gemeinsam nutzbare Außenräume.

Kindertagesheim

Für die Kita wird ein eigener zweiter Eingang vorgeschlagen, um dem durch die vier Gruppen erzeugten erheblichen „Besucher“-Verkehr, den Brandschutzbelangen und der Anforderung, auch abends Gebäudeteile schließen zu können, Rechnung zu tragen.

Durch die Hanglage können sämtliche Kindergruppen ebenerdig in den Garten gelangen. Dies ist besonders für die Krippengruppen von Vorteil.

Die Gruppenräume sind jeweils so gestaltet, dass sie ggf. geteilt werden können. Unserer Erfahrung nach sind die Flächenansätze für die Schlafräume in der Krippe zu relativ groß. Wir schlagen deshalb vor, ein Atelier/eine Lernwerkstatt und einen Nassspielraum zu ergänzen. Entsprechende Standorte wären dafür auch im Elementarbereich denkbar.

Nachnutzung

Die Konstruktion des Gebäudes mit einer tragenden Mittelwand erlaubt ein leichtes Versetzen von Trennwänden und eine Umnutzung zu anderen Bildungseinrichtungen oder Büros, oder anderen Bildungseinrichtungen. Eine Änderung der Wohnungszuschnitte ist ebenfalls ohne großen Aufwand möglich.