Gestaltungsleitfaden für Heinrich Tessenow-Siedlungen in Pößneck
Fertigstellung: | 2024 |
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Auftraggeber: | Heinrich Tessenow-Institut |
Leistungsumfang: | Erarbeitung eines Gestaltungsleitfadens für drei Siedlungen |
Im Baubestand der Stadt Pößneck befinden sich drei Siedlungen, die von dem Architekten Heinrich Tessenow (1876-1950) 1920/21 entworfen wurden. Es handelt sich um die Siedlungen Am Gries, Neustädter Straße/Saalbahnstraße und Am Gruneberg.
Tessenow verantwortete zu allen drei Siedlungen sowohl die städtebaulichen Entwürfe als auch die Gebäudeentwürfe. Bei den Siedlungen Am Gries und Neustädter Straße/Saalbahnstraße war zusätzlich der österreichische Architekt Franz Schuster (1892-1972), ein Schüler Tessenows, für einen größeren Teil der Gebäude mitverantwortlich.
Die Gebäude der Siedlungen sind bewusst einfach und zurückhaltend gestaltet, weshalb sich die ursprüngliche Wirkung der Fassaden größtenteils über die Proportion und gute Detailausführung der Ausbauelemente wie beispielsweise Fenster, Türen und Fensterläden oder Oberflächen und Farbigkeit entfaltete. Städtebaulich ist besonders die Siedlung Am Gruneberg hervorzuheben, da sie durch ihre hervorragende Gestaltung in den 20er Jahren als Mustersiedlung für sozialen Wohnungsbau angesehen wurde. Da viele Bauteile an den Gebäuden in den letzten 30 Jahren jedoch stark verändert oder entfernt wurden, ist die Erkennbarkeit als eigene Siedlungen überhaupt und als Entwurf von Tessenow im Besonderen nicht mehr oder kaum gegeben. Die Grundsubstanz ist jedoch größtenteils noch unverändert vorhanden, sodass durch den Gestaltungsleitfaden gezeigt werden konnte, dass allein durch den Austausch und die Ergänzung verlorener Ausbauelemente oder Bauteile, sowie die Veränderung der Fassadenputze und Farben den Siedlungen ihr „Gesicht“ wiedergegeben werden kann. Der Gestaltungsleitfaden soll für Bauherren, Gebäudeeigentümer und die Stadt Pössneck als Grundage dienen, bei den nächsten anstehenden Sanierungen eine Handreichung zur denkmalgerechten Wiederherstellung des Erscheinungsbildes unter energetischen Gesichtspunkten zur Verfügung zu haben.
Insgesamt wurden im Rahmen der Erstellung des Gestaltungsleitfadens für alle Gebäude der Pößnecker Tessenow-Siedlungen die relevantesten Fassadenansichten zeichnerisch, fotografisch und materialtechnisch erfasst. Restauratorische Untersuchungen wurden nicht durchgeführt. Es fand eine hausspezifische Analyse der Veränderungen bei Öffnungsgrößen und Materialien statt, im nächsten Schritt wurden daraus individuelle Gestaltungsvorschläge konzipiert. Ebenso wurden die Fassaden im Straßenzug betrachtet, um die Gesamtwirkung von Eingriffen nachvollziehbar darzustellen. Neben den Gebäuden wurde auch der Siedlungsraum untersucht, indem Siedlungsraumelemente analysiert und Gestaltungsvorschläge zu diesen sowie Oberflächen und Raumaufteilungen entwickelt wurden.