pmp Projekt GmbH    pmp Architekten

Frühchristliches slawisches Gräberfeld Krakauer Straße

Fertigstellung:2023
Bauherr:privat
Leistungsumfang:Archäologische Baugrunduntersuchung

Archäologische Baugrunduntersuchung

2023 wurde unverhofft ein weiterer slawischer Friedhof entdeckt, der sich in die Gruppierung bereits bekannter Plätze einfügt. Ein privater Bauherr plante in der Krakauer Straße, etwa 500 m nördlich der Dominsel, einen Neubau eines Doppelhauses. In diesem Bereich der Stadt gab es bis dahin kein eingetragenes Bodendenkmal, erst nachdem menschliche Knochen zutage gefördert wurden und sich im Planum erste rechteckige Grabgruben abzeichneten, wurde das Fachamt (BLDAM) hinzugezogen. In einem Vorort-Gespräch mit den Vertretern der Ämter und dem Bauherrn wurde festgelegt, dass die weitere archäologische Betreuung der Maßnahme durch die Firma pmp Projekt GmbH erfolgen sollte. Es wurde festgelegt, dass die gesamte Fläche auf weitere Grabstellen hin zu untersuchen und alle angetroffenen Gräber vollständig auszugraben seien.

Zur Schonung der Finanzen des privaten Bauherrn wurde entschieden, dass die Dokumentation der Befunde voll digitalisiert zu erfolgen habe. Alle Befunde wurden in ihren äußeren Grenzen mit einem Reduktionstachymeter eingemessen. Die Skelette in den Gräbern wurden mit Orthofotos erfasst, die anhand von Messpunkten entzerrt werden konnten. Zudem wurde nach dem Freipräparieren der Skelette und Beigaben jeweils ein Satz Fotos angefertigt, die zur Erstellung eines 3D-Modells im Verfahren „Structure from Motion“ genutzt wurden. Von einigen wichtigen Befunden wurden zudem kolorierte Handzeichnungen im Maßstab 1:10 angefertigt. Für eine erste anthropologische Einschätzung der Skelette vor Ort wurde die Anthropologin Dr. Bettina Jungklaus hinzugezogen.

Kontext

In spätslawischer Zeit, etwa zwischen 980 und 1150, gehörte die Burgstadt auf der Dominsel zu den bedeutendsten slawischen Befestigungsanlagen zwischen Elbe und Oder. Es ist davon auszugehen, dass in diesem Zeitraum etwa fünf bis sechs Generation auf der Burg lebten und starben. Lange Zeit blieb unklar, wo die Burgbewohner ihre Toten zu Grabe trugen. Auf der Dominsel selbst – so viel steht mittlerweile fest – wurden die Toten nicht bestattet.
Bei umfangreichen Ausgrabungen wurden im Jahre 2022 wurden an drei Stellen in der Alt- und Neustadt Brandenburgs West-Ost ausgerichtete Körperbestattungen aufgedeckt. Allen drei Fundplätzen gemein ist eine erhöhte Lage auf Geländespornen, die sich in einer Entfernung von 500 bis 900 m um die Dominsel gruppieren.
Bis heute sind bei verschiedenen Baumaßnahmen insgesamt 22 slawische Gräber dokumentiert worden, es ist jedoch zu vermuten, dass eine größere Anzahl an Bestattungen beim Bau des Bunkers undokumentiert verloren ging.

Dieser Text stammt auszugsweise aus dem Artikel „Glaubenswelten im Wandel. Ein frühchristliches slawisches Gräberfeld von Brandenburg an der Havel“ von Torsten Trebeß, erschienen in Historischer Verein Brandenburg (Havel) e. V. (Hg.): Die Garnison Brandenburg an der Havel 1656 bis 2007, Brandenburg an der Havel 2024 (= 33. Jahresbericht 2023-2024). Tiefergehende Informationen können dem Fachartikel entnommen werden.